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Humboldt-Uni sagte nach Protesten Vortrag über Zweigeschlechtlichkeit ab – aufgrund von Gegenkritik wurde der Vortrag nachgeholt

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Humboldt-Uni sagte nach Protesten Vortrag über Zweigeschlechtlichkeit ab – aufgrund von Gegenkritik wurde der Vortrag nachgeholt

Studentenvertreter hatten mobilgemacht und argumentierten, dass eine Biologin in ihrem Vortrag „Queerfeindlichkeit“ verbreiten würde.

Die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht sollte im Rahmen der Berliner „Langen Nacht der Wissenschaften“ am 02.07.2022 einen Vortrag mit dem Titel „Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt“ halten. Aktivisten hatten Vollbrecht Queer- und Transfeindlichkeit vorgeworfen und Proteste angekündigt. Aufgrund von „Sicherheitsbedenken“ sah sich die Humboldt-Universität (HU) gezwungen, den Vortrag abzusagen. Daraufhin entbrannte eine Diskussion über Wissenschaftsfreiheit und Debattenkultur.

Wissenschaftler fordern faktenbasierte Darstellung in Genderberichterstattung

Marie-Luise Vollbrecht zählte zu den mehr als 120 Wissenschaftlern und Experten, die im Juni einen Aufruf veröffentlicht hatten, der sich an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland richtete und in dem gefordert wird, dass „biologische Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse wahrheitsgemäß darzustellen“ seien. Das Institut für Ehe und Familie (IEF) hatte darüber berichtet. Der Aufruf wurde mittlerweile von mehr als 1.600 Personen unterzeichnet. In der „Welt“ hatte Vollbrecht den Aufruf mit einigen anderen Wissenschaftlern präsentiert – dies hatte einen Sturm an Entrüstung nach sich gezogen. Der Aufruf der Wissenschaftler wurde in Folge als „unwissenschaftlich“, „menschenverachtend“, „queer- und transfeindlich“ bezeichnet. Die Experten zeigen außerdem in einem Dossier auf, in welchen konkreten Sendungen und Berichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „queere Transgenderideologien“ unter Leugnung naturwissenschaftlicher Tatsachen verbreitet wurden. Dabei wird auch auf eine Folge in der bekannten Kinderserie „Sendung mit der Maus“ eingegangen, die sich dem Transgender-Thema widmete und über die das IEF bereits berichtet hat.

Uni-Pressesprecher widersprechen sich bei Begründung über Absage

Bei der Begründung über die Absage verstrickten sich die Pressesprecher der HU in Widersprüche. Laut Pressesprecherin Birgit Mangelsdorf sei der Vortrag aus Sicherheitsbedenken abgesagt worden. Zudem sei die Entscheidung im Sinne der Gesamtveranstaltung erfolgt. Es habe die Gefahr bestanden, dass die Nacht der Wissenschaften „durch den Konflikt um den Vortrag überschattet worden wäre“. Mit der Absage sei keine inhaltliche Wertung einhergegangen, so Mangelsdorf. Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) distanzierte sich die Hochschule am Sonntag allerdings von Vollbrecht und bezog sich dabei auf den kritisierten Welt-Gastbeitrag. Die darin vertretenen Meinungen stünden nicht „im Einklang mit dem Leitbild der HU“. Die Hochschule sei dem „wechselseitigen Respekt vor dem/der Anderen“ verpflichtet. HU-Sprecher Boris Nitzsche gab gegenüber „dpa” am Montag an, dass die Entscheidung, den Vortrag abzusagen, mit dem umstrittenen Artikel in der „Welt“ nichts zu tun gehabt habe.

Vollbrecht: Anliegen ist Aufklärung und Wissenschaft

Vollbrecht, die sich selbst als linke Feministin bezeichnet und auf Twitter aktiv ist, spricht mittlerweile von Psychoterror. In einem Interview erläutert sie, wie es zu der Wahl des Vortrags kam und warum es sich um einen biologischen und nicht politischen Vortrag handle. Sie betont immer wieder, dass die unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen andere Definitionen von Geschlecht und Gender finden würden und dass ihr Ansatz der biologisch-naturwissenschaftliche sei. Die Wissenschaftlerin versuche, die Gender-Diskussion auf einem sachlichen Niveau zu führen. Sie verfolge keine politische Agenda, vielmehr sei ihr Aufklärung und die Wissenschaft an sich ein Anliegen. Die Geschlechterdefinition sei auch für den Feminismus relevant, erklärt die Biologin. „Wir können Frauenrechte nicht verteidigen, wenn wir nicht die Frage beantworten können: Was ist eine Frau? Warum erfahren Frauen Gewalt? Liegt es am Gender? Oder doch am Geschlecht?“

Morddrohungen und Psychoterror

Vollbrecht berichtet über Morddrohungen bereits vor dem Artikel in der „Welt“ und der Absage des Vortrags: „Zugespitzt hat sich die Lage vor einem Jahr, als ich mich in den Diskurs um Sex und Gender reingehängt habe, weil ich fand, dass es da viele Falschinformationen gibt. Ich habe damit viele Leute erreicht. Aber es ist ausgeartet. Ich fand mich plötzlich auf Listen wieder. Eine hieß ‚Kill, Kill, Kill‘.“ Seit der Absage des Vortrags hat sich die Situation noch zugespitzt und ihr Account sei geleakt worden: „Meine Kritiker haben die Männer retweetet, die mich schon monatelang drangsaliert hatten. Mir wurde vorgeworfen, ich sei Sozialdarwinistin, mir wurde auch Nähe zum Nationalsozialismus unterstellt oder Transfeindlichkeit.“ Sie sei „völlig am Ende“, erfahre jedoch Unterstützung von hunderten Wissenschaftlern weltweit.

Prominente Kritik: Stimmen pro Freiheit der Wissenschaft

Die Absage des Vortrags wurde von prominenter Seite kritisiert. So fand Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) eindeutige Worte: Es dürfe nicht in der Hand von Aktivisten liegen, welche Positionen gehört werden dürften und welche nicht. Stark-Watzinger forderte die Aktivisten auf, die Freiheit der Wissenschaft zu akzeptieren: „Wissenschaft lebt von Freiheit und Debatte. Das müssen alle aushalten.“ Auch Professor Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbands, äußerte sich zur Absage des Vortrags. Die HU Berlin habe mit dieser der Wissenschaftsfreiheit einen Bärendienst erwiesen. Die Hochschule „hätte stattdessen Rückgrat beweisen sollen und alles daransetzen müssen, dass der Vortrag stattfinden kann.“ Universitäten seien Stätten geistiger Auseinandersetzung, an denen jede Wissenschaftlerin und jeder Wissenschaftler ihre und seine Forschungsergebnisse und Ansichten ohne Angst zur Diskussion stellen können müsse. Differenzen seien im argumentativen Streit auszutragen. Deniz Yücel, Journalist und Mitbegründer der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, kritisiert die Absage des Vortrags scharf. Er twitterte unter anderem: „Die Absage des Vortrags von Marie-Luise Vollbrecht durch die Humboldt Uni ist erbärmlich feige; die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit inakzeptabel.“

Großes Auditorium: Online- und Präsenzvortrag

Der österreichische Youtube-Kanal „donnastottir“ hatte Vollbrecht sogleich die Möglichkeit gegeben, den geplanten Vortrag während der Langen Nacht der Wissenschaft am 02.07.2022 online abhalten zu können. Dieser wurde bereits mehr als 120.000-mal aufgerufen.

Doch auch die Humboldt-Universität reagierte auf die vehemente Kritik und organisierte einen Nachholtermin für den Vortrag. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 14.07.2022, zu der auch Bundesministerin Stark-Watzinger sowie die Berliner Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) eingeladen wurden, hielt Vollbrecht ihren Vortrag. Proteste gab es keine. An der Diskussion selbst wollte Vollbrecht nicht teilnehmen, da das Podium ihrer Meinung nach unausgewogen besetzt sei. „Mein Vortrag war korrekt und muss nicht kontextualisiert werden“, sagt sie außerdem. Universitätspräsident Peter Frensch sagte eingangs Medienberichten zufolge, es sei nie Absicht gewesen, den Vortrag zu streichen, sondern nur, ihn zu verlegen. Stark-Watzinger betonte in einem Statement, die Linie der Ampel-Koalition und das geplante Selbstbestimmungsgesetz zu unterstützen. Von dieser inhaltlichen Position trenne sie jedoch die Frage der Freiheit der Wissenschaft. „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Debatte, die wir führen müssen“, so die Ministerin. (TSG)

Studentenvertreter hatten mobilgemacht und argumentierten, dass eine Biologin in ihrem Vortrag „Queerfeindlichkeit“ verbreiten würde.

Die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht sollte im Rahmen der Berliner „Langen Nacht der Wissenschaften“ am 02.07.2022 einen Vortrag mit dem Titel „Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt“ halten. Aktivisten hatten Vollbrecht Queer- und Transfeindlichkeit vorgeworfen und Proteste angekündigt. Aufgrund von „Sicherheitsbedenken“ sah sich die Humboldt-Universität (HU) gezwungen, den Vortrag abzusagen. Daraufhin entbrannte eine Diskussion über Wissenschaftsfreiheit und Debattenkultur.

Wissenschaftler fordern faktenbasierte Darstellung in Genderberichterstattung

Marie-Luise Vollbrecht zählte zu den mehr als 120 Wissenschaftlern und Experten, die im Juni einen Aufruf veröffentlicht hatten, der sich an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland richtete und in dem gefordert wird, dass „biologische Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse wahrheitsgemäß darzustellen“ seien. Das Institut für Ehe und Familie (IEF) hatte darüber berichtet. Der Aufruf wurde mittlerweile von mehr als 1.600 Personen unterzeichnet. In der „Welt“ hatte Vollbrecht den Aufruf mit einigen anderen Wissenschaftlern präsentiert – dies hatte einen Sturm an Entrüstung nach sich gezogen. Der Aufruf der Wissenschaftler wurde in Folge als „unwissenschaftlich“, „menschenverachtend“, „queer- und transfeindlich“ bezeichnet. Die Experten zeigen außerdem in einem Dossier auf, in welchen konkreten Sendungen und Berichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „queere Transgenderideologien“ unter Leugnung naturwissenschaftlicher Tatsachen verbreitet wurden. Dabei wird auch auf eine Folge in der bekannten Kinderserie „Sendung mit der Maus“ eingegangen, die sich dem Transgender-Thema widmete und über die das IEF bereits berichtet hat.

Uni-Pressesprecher widersprechen sich bei Begründung über Absage

Bei der Begründung über die Absage verstrickten sich die Pressesprecher der HU in Widersprüche. Laut Pressesprecherin Birgit Mangelsdorf sei der Vortrag aus Sicherheitsbedenken abgesagt worden. Zudem sei die Entscheidung im Sinne der Gesamtveranstaltung erfolgt. Es habe die Gefahr bestanden, dass die Nacht der Wissenschaften „durch den Konflikt um den Vortrag überschattet worden wäre“. Mit der Absage sei keine inhaltliche Wertung einhergegangen, so Mangelsdorf. Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) distanzierte sich die Hochschule am Sonntag allerdings von Vollbrecht und bezog sich dabei auf den kritisierten Welt-Gastbeitrag. Die darin vertretenen Meinungen stünden nicht „im Einklang mit dem Leitbild der HU“. Die Hochschule sei dem „wechselseitigen Respekt vor dem/der Anderen“ verpflichtet. HU-Sprecher Boris Nitzsche gab gegenüber „dpa” am Montag an, dass die Entscheidung, den Vortrag abzusagen, mit dem umstrittenen Artikel in der „Welt“ nichts zu tun gehabt habe.

Vollbrecht: Anliegen ist Aufklärung und Wissenschaft

Vollbrecht, die sich selbst als linke Feministin bezeichnet und auf Twitter aktiv ist, spricht mittlerweile von Psychoterror. In einem Interview erläutert sie, wie es zu der Wahl des Vortrags kam und warum es sich um einen biologischen und nicht politischen Vortrag handle. Sie betont immer wieder, dass die unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen andere Definitionen von Geschlecht und Gender finden würden und dass ihr Ansatz der biologisch-naturwissenschaftliche sei. Die Wissenschaftlerin versuche, die Gender-Diskussion auf einem sachlichen Niveau zu führen. Sie verfolge keine politische Agenda, vielmehr sei ihr Aufklärung und die Wissenschaft an sich ein Anliegen. Die Geschlechterdefinition sei auch für den Feminismus relevant, erklärt die Biologin. „Wir können Frauenrechte nicht verteidigen, wenn wir nicht die Frage beantworten können: Was ist eine Frau? Warum erfahren Frauen Gewalt? Liegt es am Gender? Oder doch am Geschlecht?“

Morddrohungen und Psychoterror

Vollbrecht berichtet über Morddrohungen bereits vor dem Artikel in der „Welt“ und der Absage des Vortrags: „Zugespitzt hat sich die Lage vor einem Jahr, als ich mich in den Diskurs um Sex und Gender reingehängt habe, weil ich fand, dass es da viele Falschinformationen gibt. Ich habe damit viele Leute erreicht. Aber es ist ausgeartet. Ich fand mich plötzlich auf Listen wieder. Eine hieß ‚Kill, Kill, Kill‘.“ Seit der Absage des Vortrags hat sich die Situation noch zugespitzt und ihr Account sei geleakt worden: „Meine Kritiker haben die Männer retweetet, die mich schon monatelang drangsaliert hatten. Mir wurde vorgeworfen, ich sei Sozialdarwinistin, mir wurde auch Nähe zum Nationalsozialismus unterstellt oder Transfeindlichkeit.“ Sie sei „völlig am Ende“, erfahre jedoch Unterstützung von hunderten Wissenschaftlern weltweit.

Prominente Kritik: Stimmen pro Freiheit der Wissenschaft

Die Absage des Vortrags wurde von prominenter Seite kritisiert. So fand Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) eindeutige Worte: Es dürfe nicht in der Hand von Aktivisten liegen, welche Positionen gehört werden dürften und welche nicht. Stark-Watzinger forderte die Aktivisten auf, die Freiheit der Wissenschaft zu akzeptieren: „Wissenschaft lebt von Freiheit und Debatte. Das müssen alle aushalten.“ Auch Professor Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbands, äußerte sich zur Absage des Vortrags. Die HU Berlin habe mit dieser der Wissenschaftsfreiheit einen Bärendienst erwiesen. Die Hochschule „hätte stattdessen Rückgrat beweisen sollen und alles daransetzen müssen, dass der Vortrag stattfinden kann.“ Universitäten seien Stätten geistiger Auseinandersetzung, an denen jede Wissenschaftlerin und jeder Wissenschaftler ihre und seine Forschungsergebnisse und Ansichten ohne Angst zur Diskussion stellen können müsse. Differenzen seien im argumentativen Streit auszutragen. Deniz Yücel, Journalist und Mitbegründer der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, kritisiert die Absage des Vortrags scharf. Er twitterte unter anderem: „Die Absage des Vortrags von Marie-Luise Vollbrecht durch die Humboldt Uni ist erbärmlich feige; die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit inakzeptabel.“

Großes Auditorium: Online- und Präsenzvortrag

Der österreichische Youtube-Kanal „donnastottir“ hatte Vollbrecht sogleich die Möglichkeit gegeben, den geplanten Vortrag während der Langen Nacht der Wissenschaft am 02.07.2022 online abhalten zu können. Dieser wurde bereits mehr als 120.000-mal aufgerufen.

Doch auch die Humboldt-Universität reagierte auf die vehemente Kritik und organisierte einen Nachholtermin für den Vortrag. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 14.07.2022, zu der auch Bundesministerin Stark-Watzinger sowie die Berliner Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) eingeladen wurden, hielt Vollbrecht ihren Vortrag. Proteste gab es keine. An der Diskussion selbst wollte Vollbrecht nicht teilnehmen, da das Podium ihrer Meinung nach unausgewogen besetzt sei. „Mein Vortrag war korrekt und muss nicht kontextualisiert werden“, sagt sie außerdem. Universitätspräsident Peter Frensch sagte eingangs Medienberichten zufolge, es sei nie Absicht gewesen, den Vortrag zu streichen, sondern nur, ihn zu verlegen. Stark-Watzinger betonte in einem Statement, die Linie der Ampel-Koalition und das geplante Selbstbestimmungsgesetz zu unterstützen. Von dieser inhaltlichen Position trenne sie jedoch die Frage der Freiheit der Wissenschaft. „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Debatte, die wir führen müssen“, so die Ministerin. (TSG)

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