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Aspekte der Geschlechtlichkeit

Aspekte der Geschlechtlichkeit

1. Chromosomales Geschlecht

Beim Menschen ist das chromosomale Geschlecht durch den Karyotyp, insbesondere die Anzahl und Struktur der Geschlechtschromosomen festgelegt, wobei typischerweise die 46 Chromosomen aus je 22 Autosomen sowie 2 Geschlechtschromosomen bestehen. Je nachdem welche Samenzelle eine Eizelle befruchtet, entsteht somit ein Embryo mit 46,XX (weiblich) oder 46,XY (männlich). Von diesen typischen chromosomalen Verteilungen kann es zu Abweichungen kommen, wie beispielsweise 47,XXY (Klinefelter-Syndrom), 47,XXX (Triple-X-Syndrom), 45,X0 (nur ein X-Chromosom, Turner-Syndrom), sowie seltene Varianten mit mehreren Y-Chromosomen. Die genannten Beispiele werden als numerische Chromosomenanomalien zusammengefasst. Darüber hinaus gibt es strukturelle Chromosomenanomalien wie Translokationen und Deletionen sowie sogenannte Punktmutationen, bei denen es sich um Veränderungen in der DNA Sequenz handelt, die ebenfalls die Ausbildung des Geschlechts beeinflussen können. Wenn die Chromosomenveränderungen nicht alle Zellen des Organismus betreffen, spricht man auch von einem chromosomalen Mosaik.

2. Gonadales Geschlecht

Bis zur 6. bis 8. Schwangerschaftswoche sind männliche und weibliche Keimdrüsen (Gonaden) nicht unterscheidbar. Danach bilden sich beim männlichen Embryo auf der Basis verschiedener Genaktivitäten (insbesondere des SRY-Gen) auf dem Y-Chromosom die Hoden aus. Ist kein Y-Chromosom vorhanden oder kommt es zu Störungen der Genfunktion wie beispielsweise bei einer Mutation im SRY-Gen, entwickeln sich die Keimdrüsen in Richtung Eierstöcke. Ist das Y-Chromosom jedoch aktiv, kommt es zur Ausprägung männlicher Keimdrüsen, den Hoden. Die genetische Determinierung der Ausbildung der Keimdrüsen ist durch eine Reihe von verschiedenen Genen auf den Geschlechtschromosomen gesteuert und somit sehr komplex, sodass sie erst ansatzweise verstanden wird. Sehr selten liegen in einem Individuum Hoden- und Eierstockgewebe gleichzeitig vor; dann spricht man von einer »Ovotestikulären DSD« (»Differences of Sex Development«; früher: echter Hermaphroditismus).

3. Anatomisches Geschlecht (inneres und äußeres Genitale)

Zur differenzierten Entwicklung von inneren und äußeren Geschlechtsorganen beim Embryo kommt es erst in einem späteren, relativ engen Zeitfenster in der Schwangerschaft – ebenfalls aus zunächst gemeinsamen Anlagen wie den Wolff’- und Müller’schen Gangsystemen sowie den Geschlechtshöcker, -falten und -wülsten. Unter der ebenfalls komplexen genetischen Steuerung v.a. des männlichen Sexualhormons Testosteron, das mittlerweile in den Leydig-Zellen der männlichen Keimdrüsen gebildet wird, entwickeln sich schließlich die männlichen inneren und äußeren Genitalien wie Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen sowie Penis und Hodensack sowie beim Fehlen von männlichen Hormonen die inneren und äußeren weiblichen Geschlechtsorgane wie Eileiter, Gebärmutter und Vagina sowie Klitoris und Schamlippen. Vor allem aufgrund des Erscheinungsbildes der externen Genitalien wird bei der Geburt das Geschlecht festgelegt. Ist hier die Anatomie nicht eindeutig, liegt eine Form von DSD vor, wobei Art und Ausmaß der abweichenden Ausprägung auch vom Zeitpunkt abhängen, an dem sich beispielsweise während der Schwangerschaft ein Gendefekt manifestiert oder eine exogene Noxe (schädigender Einfluss) einwirkt.

Andere Formen der DSD können sich aber auch zu einem späteren Zeitpunkt (insbesondere in der Pubertät) mit beispielsweise einer Maskulinisierung eines weiblichen Körpers bzw. einer fehlenden Maskulinisierung oder Feminisierung manifestieren.

Die weitere Entwicklung des Urogenitalsystems kann durch verschiedene Defekte ebenfalls gestört sein wie beispielsweise bei persistierendem Sinus urogenitalis oder Hypospadie. Oft handelt es sich hier allerdings um anatomische Fehlbildungen ohne Nachweis einer zugrundeliegenden bekannten genetischen Abweichung.

4. Hormonelles Geschlecht

Geschlechtshormone werden sowohl von Frauen als auch von Männern produziert. Dabei unterscheidet man zwischen weiblichen (Östrogenen) und männlichen Sexualhormonen (Androgenen), die beide zur Klasse der Steroidhormone zählen. Die Synthese von Östrogenen erfolgt in erster Linie in den Eierstöcken und zu einem kleineren Teil auch in der Nebennierenrinde. Im Verlauf einer Schwangerschaft ist zudem die Plazenta an der Produktion von Östrogenen beteiligt. In kleineren Mengen werden Östrogene auch im Hoden des Mannes produziert.

Die Androgene, die zum überwiegenden Teil in den Leydig’schen Zellen im fetalen Hoden produziert werden, führen in der Schwangerschaft zur Entwicklung und Erhaltung von männlichen Merkmalen. Wichtigstes Hormon ist das Testosteron bzw. Dihydro-Testosteron, das eine direkte Wirkung auf die Hoden hat und später in der Pubertät die Entwicklung des Hodens, Penis, Geschlechtsdrüsen und der sekundären Geschlechtsmerkmale sowie beispielsweise auch das Wachstum der Körperbehaarung und des Muskelaufbaus fördert.

Gesteuert wird die Synthese der Sexualhormone über Hormonausschüttungen der Hirnanhangsdrüse, die wiederum durch Hormone aus dem Hypothalamus (Zwischenhirn) angeregt werden; über Rückkopplungseffekte erfolgt eine entsprechende Feinabstimmung. Bei entsprechender genetischer Disposition aber auch medikamentösen Manipulationen wie z.B. Doping oder andere Medikamente, die in die Synthese der Sexualhormone eingreifen, kann es zu hormonell bedingter DSD kommen.

Quelle: „Intersexualität und Transidentität“, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017

Die innerlich gefühlte Geschlechtsidentität eines Menschen muss nicht seinem biologischen Geschlecht entsprechen und wird auf der Basis seines eigenen psychischen Empfindens festgelegt. Biologisch scheint es eine sexuelle Differenzierung des Gehirns zu geben und die dimorphe Struktur entwickelt sich offenbar bereits intrauterin u. a. unter dem Einfluss der Sexualsteroidhormone.

Die Geschlechtsidentität ist einer der fundamentalsten Aspekte des Lebens. Sie bezieht sich auf die innerlich tief empfundene und individuelle Erfahrung von Geschlecht, die jeder Mensch hat und die mit dem bei der Geburt festgestellten biologischen Geschlecht in den meisten Fällen in Einklang steht, davon in seltenen Fällen aber auch abweichen kann.

Quelle: „Intersexualität und Transidentität“, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017

Kritik: Genderidentität ist nicht angeboren

Es gibt keine „transsexuellen“ Kinder, betont der deutsche Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Alexander Korte. Denn die Persönlichkeit entwickelt sich erst. Die „Genderidentität“ ist das Ergebnis unseres Aufwachsens und kann daher nicht als „angeboren“ bezeichnet werden. Man kann also nicht „im falschen Körper geboren“ sein. Davon abgesehen, bilden Frauen in psychologischer Hinsicht gegenüber Männern keine abgegrenzte Gruppe. Auf psychischer Ebene können keine geschlechtsspezifischen Unterschiede festgestellt werden, was bedeutet, dass es kein psychologisches Geschlecht gibt. Davon sind typische Verhaltensdispositionen zu unterscheiden, präzisiert der Psychiater. Eine Person, die glaubt und vehement behauptet (psychisch) eine Frau zu sein, weil sie in psychischer Hinsicht wie die anderen Frauen sei, erliegt damit einer Fiktion, weil es die Frauen als psychologisch homogene Gruppe nicht gibt. Das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe von körperlich andersartigen Menschen aufgrund einer vermeintlichen innerpsychischen Gemeinschaft mit diesen Menschen ist demnach streng genommen ein logischer Fehler.

Quelle: Dr. Alexander Korte, Kinder- und Jugendpsychiater, VortragGeschlechtsdysphorie aus jugendpsychiatrischer Sicht“ 3. Salzburger Bioethik-Dialoge 2022

Von der Geschlechtsidentität ist die sexuelle Orientierung abzugrenzen, die sich darauf bezieht, zu welchem Geschlecht sich die betroffene Person sexuell hingezogen fühlt und die ihre Partnerwahl bestimmt. Der Begriff schließt nicht nur die sexuelle Anziehung von einem bestimmten Geschlecht, sondern auch das Interesse am Gegenüber als möglichem Partner mit ein. Dabei ist nicht nur die Sexualität, sondern auch das Gefühl der emotionalen Verbundenheit, Zuneigung und Liebe von Bedeutung. Die sexuelle Orientierung ist wie auch biologische Geschlechtsmerkmale, die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrolle eine Komponente der sexuellen Identität eines Menschen im umfassenden Sinn.

Quelle: „Intersexualität und Transidentität“, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017

Der aus dem Englischen stammende Begriff „Gender“ im Sinn des sozialen Geschlechts bezeichnet in der gegenwärtigen Genderforschung sämtliche gesellschaftliche Rollenvorstellungen, -zuschreibungen und -erwartungen bezüglich Mann- und Frausein, inklusive der Frage, wie weit hier nur eindeutig weibliche oder männliche Rollen zugelassen werden.

Im Kontext von Intersexualität und Transidentität geht es darüber hinaus um die Frage, welche soziale Geschlechtsrolle jemand lebt (Kleidung, Habitus, soziale Rolle u.a.), unabhängig von seinem biologischen Geschlecht („Sex“), wie es durch die oben beschriebenen Komponenten definiert wird. Bei Transidentität bezeichnet die „soziale Transition“ („social transition“) den Wechsel in eine andere Geschlechtsidentität auf der sozialen Ebene (Kleidung, Habitus, Rollenverhalten) vor operativen Maßnahmen der Geschlechtsangleichung.

Quelle: „Intersexualität und Transidentität“, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017

1. Chromosomales Geschlecht

Beim Menschen ist das chromosomale Geschlecht durch den Karyotyp, insbesondere die Anzahl und Struktur der Geschlechtschromosomen festgelegt, wobei typischerweise die 46 Chromosomen aus je 22 Autosomen sowie 2 Geschlechtschromosomen bestehen. Je nachdem welche Samenzelle eine Eizelle befruchtet, entsteht somit ein Embryo mit 46,XX (weiblich) oder 46,XY (männlich). Von diesen typischen chromosomalen Verteilungen kann es zu Abweichungen kommen, wie beispielsweise 47,XXY (Klinefelter-Syndrom), 47,XXX (Triple-X-Syndrom), 45,X0 (nur ein X-Chromosom, Turner-Syndrom), sowie seltene Varianten mit mehreren Y-Chromosomen. Die genannten Beispiele werden als numerische Chromosomenanomalien zusammengefasst. Darüber hinaus gibt es strukturelle Chromosomenanomalien wie Translokationen und Deletionen sowie sogenannte Punktmutationen, bei denen es sich um Veränderungen in der DNA Sequenz handelt, die ebenfalls die Ausbildung des Geschlechts beeinflussen können. Wenn die Chromosomenveränderungen nicht alle Zellen des Organismus betreffen, spricht man auch von einem chromosomalen Mosaik.

2. Gonadales Geschlecht

Bis zur 6. bis 8. Schwangerschaftswoche sind männliche und weibliche Keimdrüsen (Gonaden) nicht unterscheidbar. Danach bilden sich beim männlichen Embryo auf der Basis verschiedener Genaktivitäten (insbesondere des SRY-Gen) auf dem Y-Chromosom die Hoden aus. Ist kein Y-Chromosom vorhanden oder kommt es zu Störungen der Genfunktion wie beispielsweise bei einer Mutation im SRY-Gen, entwickeln sich die Keimdrüsen in Richtung Eierstöcke. Ist das Y-Chromosom jedoch aktiv, kommt es zur Ausprägung männlicher Keimdrüsen, den Hoden. Die genetische Determinierung der Ausbildung der Keimdrüsen ist durch eine Reihe von verschiedenen Genen auf den Geschlechtschromosomen gesteuert und somit sehr komplex, sodass sie erst ansatzweise verstanden wird. Sehr selten liegen in einem Individuum Hoden- und Eierstockgewebe gleichzeitig vor; dann spricht man von einer »Ovotestikulären DSD« (»Differences of Sex Development«; früher: echter Hermaphroditismus).

3. Anatomisches Geschlecht (inneres und äußeres Genitale)

Zur differenzierten Entwicklung von inneren und äußeren Geschlechtsorganen beim Embryo kommt es erst in einem späteren, relativ engen Zeitfenster in der Schwangerschaft – ebenfalls aus zunächst gemeinsamen Anlagen wie den Wolff’- und Müller’schen Gangsystemen sowie den Geschlechtshöcker, -falten und -wülsten. Unter der ebenfalls komplexen genetischen Steuerung v.a. des männlichen Sexualhormons Testosteron, das mittlerweile in den Leydig-Zellen der männlichen Keimdrüsen gebildet wird, entwickeln sich schließlich die männlichen inneren und äußeren Genitalien wie Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen sowie Penis und Hodensack sowie beim Fehlen von männlichen Hormonen die inneren und äußeren weiblichen Geschlechtsorgane wie Eileiter, Gebärmutter und Vagina sowie Klitoris und Schamlippen. Vor allem aufgrund des Erscheinungsbildes der externen Genitalien wird bei der Geburt das Geschlecht festgelegt. Ist hier die Anatomie nicht eindeutig, liegt eine Form von DSD vor, wobei Art und Ausmaß der abweichenden Ausprägung auch vom Zeitpunkt abhängen, an dem sich beispielsweise während der Schwangerschaft ein Gendefekt manifestiert oder eine exogene Noxe einwirkt.

Andere Formen der DSD können sich aber auch zu einem späteren Zeitpunkt (insbesondere in der Pubertät) mit beispielsweise einer Maskulinisierung eines weiblichen Körpers bzw. einer fehlenden Maskulinisierung oder Feminisierung manifestieren.

Die weitere Entwicklung des Urogenitalsystems kann durch verschiedene Defekte ebenfalls gestört sein wie beispielsweise bei persistierendem Sinus urogenitalis oder Hypospadie. Oft handelt es sich hier allerdings um anatomische Fehlbildungen ohne Nachweis einer zugrundeliegenden, bekannten genetischen Abweichung.

4. Hormonelles Geschlecht

Geschlechtshormone werden sowohl von Frauen als auch von Männern produziert. Dabei unterscheidet man zwischen weiblichen (Östrogenen) und männlichen Sexualhormonen (Androgenen), die beide zur Klasse der Steroidhormone zählen. Die Synthese von Östrogenen erfolgt in erster Linie in den Eierstöcken und zu einem kleineren Teil auch in der Nebennierenrinde. Im Verlauf einer Schwangerschaft ist zudem die Plazenta an der Produktion von Östrogenen beteiligt. In kleineren Mengen werden Östrogene auch im Hoden des Mannes produziert.

Die Androgene, die zum überwiegenden Teil in den Leydig’schen Zellen im fetalen Hoden produziert werden, führen in der Schwangerschaft zur Entwicklung und Erhaltung von männlichen Merkmalen. Wichtigstes Hormon ist das Testosteron bzw. Dihydro-Testosteron, das eine direkte Wirkung auf die Hoden hat und später in der Pubertät die Entwicklung des Hodens, Penis, Geschlechtsdrüsen und der sekundären Geschlechtsmerkmale sowie beispielsweise auch das Wachstum der Körperbehaarung und des Muskelaufbaus fördert.

Gesteuert wird die Synthese der Sexualhormone über Hormonausschüttungen der Hirnanhangsdrüse, die wiederum durch Hormone aus dem Hypothalamus (Zwischenhirn) angeregt werden; über Rückkopplungseffekte erfolgt eine entsprechende Feinabstimmung. Bei entsprechender genetischer Disposition aber auch medikamentösen Manipulationen wie z.B. Doping oder andere Medikamente, die in die Synthese der Sexualhormone eingreifen, kann es zu hormonell bedingter DSD kommen.

Quelle: „Intersexualität und Transidentität“, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017

Die innerlich gefühlte Geschlechtsidentität eines Menschen muss nicht seinem biologischen Geschlecht entsprechen und wird auf der Basis seines eigenen psychischen Empfindens festgelegt. Biologisch scheint es eine sexuelle Differenzierung des Gehirns zu geben und die dimorphe Struktur entwickelt sich offenbar bereits intrauterin u. a. unter dem Einfluss der Sexualsteroidhormone.

Die Geschlechtsidentität ist einer der fundamentalsten Aspekte des Lebens. Sie bezieht sich auf die innerlich tief empfundene und individuelle Erfahrung von Geschlecht, die jeder Mensch hat und die mit dem bei der Geburt festgestellten biologischen Geschlecht in den meisten Fällen in Einklang steht, davon in seltenen Fällen aber auch abweichen kann.

Quelle: Intersexualität und Transidentität, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017

Kritik: Genderidentität ist nicht angeboren

Es gibt keine transsexuellen Kinder. Denn die Persönlichkeit entwickle sich erst. Die „Genderidentität“ ist das Ergebnis unseres Aufwachsens und kann daher nicht als „angeboren“ bezeichnet werden. Man kann also nicht „im falschen Körper geboren“ sein. Davon abgesehen, bilden Frauen in psychologischer Hinsicht gegenüber Männern keine abgegrenzte Gruppe. Auf psychischer Ebene können keine geschlechtsspezifischen Unterschiede festgestellt werden, was bedeutet, dass es kein psychologisches Geschlecht gibt. Davon sind typische Verhaltensdispositionen zu unterscheiden, präzisiert der Psychiater. Eine Person, die glaubt und vehement behauptet (psychisch) eine Frau zu sein, weil sie in psychischer Hinsicht wie die anderen Frauen sei, erliegt damit einer Fiktion, weil es die Frauen als psychologisch homogene Gruppe nicht gibt. Das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe von körperlich andersartigen Menschen aufgrund einer vermeintlichen innerpsychischen Gemeinschaft mit diesen Menschen ist demnach streng genommen ein logischer Fehler.

Quelle: Dr. Alexander Korte, Kinder- und Jugendpsychiater, VortragGeschlechtsdysphorie aus jugendpsychiatrischer Sicht“ 3. Salzburger Bioethik-Dialoge 2022

Von der Geschlechtsidentität ist die sexuelle Orientierung abzugrenzen, die sich darauf bezieht, zu welchem Geschlecht sich die betroffene Person sexuell hingezogen fühlt und die ihre Partnerwahl bestimmt. Der Begriff schließt nicht nur die sexuelle Anziehung von einem bestimmten Geschlecht, sondern auch das Interesse am Gegenüber als möglichem Partner mit ein. Dabei ist nicht nur die Sexualität, sondern auch das Gefühl der emotionalen Verbundenheit, Zuneigung und Liebe von Bedeutung. Die sexuelle Orientierung ist wie auch biologische Geschlechtsmerkmale, die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrolle eine Komponente der sexuellen Identität eines Menschen im umfassenden Sinn.

Quelle: Intersexualität und Transidentität, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017

Der aus dem Englischen stammende Begriff »Gender« im Sinn des sozialen Geschlechts bezeichnet in der gegenwärtigen Genderforschung sämtliche gesellschaftliche Rollenvorstellungen, -zuschreibungen und -erwartungen bezüglich Mann- und Frausein, inklusive der Frage, wie weit hier nur eindeutig weibliche oder männliche Rollen zugelassen werden.

Im Kontext von Intersexualität und Transidentität geht es darüber hinaus um die Frage, welche soziale Geschlechtsrolle jemand lebt (Kleidung, Habitus, soziale Rolle u. a.), unabhängig von seinem biologischen Geschlecht (»Sex«), wie es durch die oben beschriebenen Komponenten definiert wird. Bei Transidentität bezeichnet die »soziale Transition« (social transition) den Wechsel in eine andere Geschlechtsidentität auf der sozialen Ebene (Kleidung, Habitus, Rollenverhalten) vor operativen Maßnahmen der Geschlechtsangleichung.

Quelle: Intersexualität und Transidentität, Stellungnahme der Bioethikkommission, 2017