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Philosophie und Menschenbild

Philosophie und Menschenbild

Gender (Engl.): soziales, kulturelles oder subjektiv gefühltes Geschlecht

Sex (Engl.): biologisches Geschlecht

Kernaussagen der Gender-Theorie sind:

  • Geschlecht ist konstruiert und deswegen beliebig wählbar oder austauschbar.
  • Sexualpraxis ist subjektiv und nicht normativ einzuschränken.
  • Körper ist ein Werkzeug der Selbsterfindung des Menschen.
  • Gender verneint die Existenz einer “Natur des Menschen”.

Während im feministischen Diskurs die Geschlechtsdifferenz zwischen Mann und Frau noch unbestritten war, wird diese in der Gender-Debatte aufgelöst. Das soziale Geschlecht wird auch vielfach nicht mehr als weitere Kategorie neben dem biologischen Geschlecht verstanden. Nach Judith Butler, einer der einflussreichsten Gender-Theoretikerinnen, verschwindet das biologische (sex) im sozialen Geschlecht (gender). Die Soziologie dekonstruiert die Biologie.

In ihrem Bestseller „Das Unbehagen der Geschlechter“ (1991) hält die Philosophin und Rhetorik-Professorin aus Berkeley Judith Butler fest, dass es “vor” der Sprache und Deutung durch Kultur überhaupt keinen “natürlichen” Körper gibt. Körperliche Geschlechtsunterschiede seien allesamt sprachlich bearbeitet und damit pure Interpretation. Die Sprache, sofern sie die Norm binärer Geschlechtlichkeit tradiert, gelte es daher umzuformen. Dies äußert sich beispielsweise in der Verwendung des „gender-neutralen“ Plurals „they“ im Englischen, der den he/she-Singular ersetzen soll. Oder das Ersetzen der Wörter „man/woman“ mit dem Ausdruck „person“.

Weitere Thesen Judith Butlers stellen die Existenz einer physischen Wirklichkeit in Frage. Vorsprachliche Fakten gäbe es nicht, da Sprache immer schon eine Interpretation der Wirklichkeit sei. Das biologische Geschlecht ist nach Butler daher immer schon rollenmäßig konnotiert. Die Rede von Mann und Frau würde eine verborgene und durchwegs unbewusste Normativität beinhalten, die es aufzudecken gelte. Dabei seien die daraus resultierenden Handlungsanweisungen immer ein Produkt der Kultur und könnten niemals aus der Natur abgeleitet werden. In der Ableitung des Sollens vom Sein sieht die Gender-Theorie einen „biologistischen Fehlschluss“ und wehrt sich gegen die Gegebenheit des Geschlechts.

Schließlich sieht die Gender-Theoretikerin im Konzept der Heterosexualität die Ursache für die binäre, männlich-weibliche Geschlechtswahrnehmung. Um die Täuschung der Zweigeschlechtlichkeit zu veranschaulichen, bedient sich die Gender-Theorie Theater-Metaphern und virtuellen Selbstentwürfen. Hinter der „Maske“ sei gemäß der feministischen Theorie von Jane Flax das Ich nichts als Selbstfiktion.

Die Heteronormativität, wie sie heute vielfach bezeichnet wird, würde außerdem nur Beziehungen zwischen Männern und Frauen anerkennen und damit alle anderen geschlechtlichen Möglichkeiten ausblenden. Erst wenn das Geschlecht als Folge einer nach Butler latenten und unbegründeten Norm (Heteronormativität) durchschaut sei, würde die Meinung und Auffassung vom „anderen“ Geschlecht verschwinden.

Alles, was das Verschwinden der Vorstellung vom binären Geschlecht vorantreibt, sei daher zu fördern. Dazu gehört u.a.: Geschlechtsindifferenz, Geschlechtswechsel (Transsexualität), Aufhebung weiblich-männlicher Rollenidentität, Bi- und Homosexualität (statt „Zwangsheterosexualität“ nach Monique Wittig), Körper als androgyne, virtuelle Selbstinszenierung (operative/künstlerische Umwandlung), politische und sprachliche Aufhebung der Kategorie Geschlecht, fließende Identität.

Bis dieser Wandel vollzogen sei, diene die Zweigeschlechtlichkeit der Durchsetzung bipolarer männlich-weiblicher Rollen. Jede Bipolarität aber transportiere (unterschwellig oder offen) die Dominanz der einen und die Repression der anderen Seite, also die Unterdrückung der Frau durch den Mann oder umgekehrt. Als einzige nicht-repressive Kategorie bleibt dabei nur der „Mensch“.
Eine solche Sichtweise ist typisch für die marxistische Sicht, die die Wirklichkeit als einen permanenten Kampf zwischen zwei feindlich gegenüberstehenden Kräften betrachtet, in der kein Platz für Solidarität, Freundschaft und Liebe ist.

Der Anstieg an Fällen von Geschlechtsdysphorie bei (vorwiegend weiblichen) Jugendlichen stellt die Behauptung der Gender Theorie, wonach die binäre Geschlechtsaufteilung ein patriarchales Artefakt sei, das auf die Unterdrückung von Frauen abziele, in Frage. Für Judith Butler ist Geschlecht eine „Transformation“, ein Wandel, und sich selbst als männlich oder weiblich zu definieren, sei der bedauerliche Ausfluss einer „sexistischen“ Ideologie. Dennoch streben viele junge Transgender-Personen genau danach: ein Mann oder eine Frau zu sein. Sie wollen eine, wie sie meinen, „erfolglose“ Variante ihrer Weiblichkeit oder Männlichkeit loswerden und sich in einen neuen „Mann“ oder eine neue „Frau“ verwandeln – und das oft in einer extrem übertriebenen und klischeehaften Art und Weise. Damit unterstützen gerade diejenigen, die an den Grundsatz der geschlechtlichen Selbstbestimmung glauben, die binäre Struktur des menschlichen Geschlechts.

 

Quelle: Gintautas Vaitoska „Gender Ideology and the Dignity of Women“, Sotern Nr. 76 (104), 6.4.2021, https://ejournals.vdu.lt/index.php/SJRS/article/view/2387

Die Gender Theorie hat ihre Ursprünge im Feminismus und im feministischen Gedankengut. Nach dem heute vorherrschenden Verständnis von „Gender“, das biologische Geschlechterunterschiede vielfach negiert, fühlen sich jedoch immer mehr Frauen aus dem Diskurs ausgeschlossen und um ihre hart erkämpften Rechte gebracht. Deshalb regt sich in den letzten Jahren aus manchen feministischen Kreisen auch vermehrt Kritik an der Gender Theorie.

1. Materialismus

Der Materialismus besagt, dass alles was den Menschen ausmacht, also auch sein Geist, seine Psyche und Gefühle ihren Ursprung in der Materie haben. Gemäß der Evolutionstheorie hat sich der Menschen aus primitiven Organismen zu einem vernunftbegabten Wesen entwickelt. Die Evolutionstheorie selbst schließt zwar die Existenz eines höheren Wesens nicht aus. Die Materialisten betrachten die Entstehung und Entwicklung des Lebens jedoch völlig unabhängig von einem Eingreifen Gottes.

Die Gender-Idee entspringt solch einem materialistischen Welt- und Menschenbild. Sie sieht den Menschen als ein Produkt der Evolution, die ihn mit Bewusstsein und der daraus entspringenden Freiheit ausgestattet hat. Um auf dem Weg der Evolution voranzuschreiten muss sich der Mensch als freies und vernunftbegabtes Wesen von allen Gegebenheiten, wie der Natur und damit unter anderem dem biologischen Geschlecht, befreien.

Quelle: Emanzipation des Geistes vom materiellen Körper (Puppinck, S. 115ff, S. 164ff)

 

2. Neo-Marxismus

Das spezielle Eigentum (im Marxismus das Kapital) im Falle der Gendertheorie ist die Normalität (das Einfügen in die weiten gesellschaftlichen Normen, in das, was akzeptiert ist, inklusive wie man sich kleidet, wie man sich als Frau oder Mann verhält, dass es zwei Geschlechter gibt, dass Frauen sich zu Männern hingezogen fühlen und umgekehrt, dass Frauen sich als Frauen identifizieren und Männer als Männer etc.). Diese Vorstellung wird in der neo-marxistischen Gendertheorie als Cis-Heteronormativität bezeichnet. Sie legt fest, warum einige Menschen als „normal“ gelten und ungehindert an der Gesellschaft teilhaben können und andere nicht. Der Cis-Heteronormativität wird von den Neo-Marxisten daher die Queer-Theorie entgegengesetzt. Sie dient dazu, jene, die bis dahin als „abnormal“ oder von der Norm abweichend diskriminiert wurden, was bei ihnen zu Trauma und Leid geführt hat, aus ihrer Unterdrückung zu befreien (gleich der Befreiung des Arbeiters im Sozialismus). Die Queer-Theorie postuliert, dass die bis dahin „Abnormalen“ die Produktionsmittel der „Normalität“ an sich reißen und Homosexualität und Transidentität zur Normalität machen und Heterosexualität und „Cis-Gender“ zum Abnormalen. Wenn das erreicht ist, wird die Gender-Gerechtigkeit (gender justice) einkehren. (James Lindsay, The New Discourses)

Nach der sexuellen Revolution kam es zu einer Vermischung von Marxismus und den von Sigmund Freud entwickelten Theorien. Diese Verflechtung kulminierte in den Arbeiten von Wilhelm Reich und Herbert Marcuse, die dazu beitrugen, dass die linken politischen Parteien ihren Fokus weg von der wirtschaftlichen Unterdrückung der Armen, hin auf die von der bürgerlichen Gesellschaft auferlegte „sexuelle Unterdrückung“ der Bevölkerung richteten.

 

3. Konstruktivismus

Der philosophische Konstruktivismus lehnt die Idee und Existenz einer objektiv vorgegebenen, vorstrukturierten und der menschlichen Erkenntnis zugänglichen Wirklichkeit, wie etwa des biologischen Geschlechts, ab. Die Wirklichkeit und damit auch das Geschlecht sei vielmehr wesentlich eine Konstruktion von denkerischen und Erkenntnisvorgängen.

 

4. Dualismus

Die Vorstellung von einem sozialen Geschlecht, das unabhängig von biologischen Gegebenheiten existiert, entspringt einer dualistischen Sicht auf den Menschen, wonach dieser nicht eine Einheit, sondern eine Zweiheit von Leib und Geist ist. Dabei wird der Körper als leer, eine tabula rasa, die man beliebig beschreiben kann, verstanden.

Gender (Engl.): soziales, kulturelles oder subjektiv gefühltes Geschlecht

Sex (Engl.): biologisches Geschlecht

Kernaussagen der Gender-Theorie sind:

  • Geschlecht ist konstruiert und deswegen beliebig wählbar oder austauschbar
  • Sexualpraxis ist subjektiv und nicht normativ einzuschränken
  • Körper ist ein Werkzeug der Selbsterfindung des Menschen
  • Gender verneint die Existenz einer “Natur des Menschen”

Während im feministischen Diskurs die Geschlechtsdifferenz zwischen Mann und Frau noch unbestritten war, wird diese in der Gender-Debatte aufgelöst. Das soziale Geschlecht wird auch vielfach nicht mehr als weitere Kategorie neben dem biologischen Geschlecht verstanden. Nach Judith Butler, einer der einflussreichsten Gender-Theoretikerinnen, verschwindet das biologische (sex) im sozialen Geschlecht (gender). Die Soziologie dekonstruiert die Biologie.

In ihrem Bestseller „Das Unbehagen der Geschlechter“ (1991) hält die Philosophin und Rhetorik-Professorin aus Berkeley Judith Butler fest, dass es “vor” der Sprache und Deutung durch Kultur überhaupt keinen “natürlichen” Körper gibt. Körperliche Geschlechtsunterschiede seien allesamt sprachlich bearbeitet und damit pure Interpretation. Die Sprache, sofern sie die Norm binärer Geschlechtlichkeit tradiert, gelte es daher umzuformen. Diest äußert sich beispielsweise in der Verwendung des „gender-neutralen“ Plurals „they“ im Englischen, der den he/she-Singular ersetzen soll. Oder das Ersetzen der Wörter „man/woman“ mit dem Ausdruck „person“.

Weitere Thesen Judith Butlers stellen die Existenz einer physischen Wirklichkeit in Frage. Vorsprachliche Fakten gäbe es nicht, da Sprache immer schon eine Interpretation der Wirklichkeit sei. Das biologische Geschlecht ist nach Butler daher immer schon rollenmäßig konnotiert. Die Rede von Mann und Frau würde eine verborgene und durchwegs unbewusste Normativität beinhalten, die es aufzudecken gelte. Dabei seien die daraus resultierenden Handlungsanweisungen immer ein Produkt der Kultur und könnten niemals aus der Natur abgeleitet werden. In der Ableitung des Sollens vom Sein sieht die Gender-Theorie einen „biologistischen Fehlschluss“ und wehrt sich gegen die Gegebenheit des Geschlechts.

Schließlich sieht die Gender-Theoretikerin im Konzept der Heterosexualität die Ursache für die binäre, männlich-weibliche Geschlechtswahrnehmung. Um die Täuschung der Zweigeschlechtlichkeit zu veranschaulichen, bedient sich die Gender-Theorie Theater-Metaphern und virtuellen Selbstentwürfen. Hinter der „Maske“ sei gemäß der feministischen Theorie von Jane Flux das Ich „nichts als“ Selbstfiktion.

Die Heteronormativität, wie sie heute vielfach bezeichnet wird, würde außerdem nur Beziehungen zwischen Männern und Frauen anerkennen und damit alle anderen geschlechtlichen Möglichkeiten ausblenden. Erst wenn das Geschlecht als Folge einer nach Butler latenten und unbegründeten Norm (Heteronormativität) durchschaut sei, würde die Meinung und Auffassung vom „anderen“ Geschlecht verschwinden.

Alles was das Verschwinden der Vorstellung vom binären Geschlecht vorantreibt, ist daher zu fördern. Dazu gehört u.a.: Geschlechtsindifferenz, Geschlechtswechsel (Transsexualität), weiblich-männliche Rollenidentität, Bi- und Homosexualität (statt „Zwangsheterosexualität“: Monique Wittig), Körper als androgyne, virtuelle Selbstinszenierung (operative/künstlerische Umwandlung), politische und sprachliche Aufhebung der Kategorie Geschlecht, fließende Identität.

Bis dieser Wandel vollzogen sei, diene die Zweigeschlechtlichkeit der Durchsetzung bipolarer männlich-weiblicher Rollen. Jede Bipolarität aber transportiere (unterschwellig oder offen) die Dominanz der einen und die Repression der anderen Seite, also die Unterdrückung der Frau durch den Mann oder umgekehrt. Als einzige nicht-repressive Kategorie bleibt dabei nur der „Mensch“.

1. Materialismus

Der Materialismus besagt, dass alles was den Menschen ausmacht, also auch sein Geist, seine Psyche und Gefühle ihren Ursprung in der Materie haben. Gemäß der Evolutionstheorie hat sich der Menschen aus primitiven Organismen zu einem vernunftbegabten Wesen entwickelt. Die Evolutionstheorie selbst schließt zwar die Existenz eines höheren Wesens nicht aus. Die Materialisten betrachten die Entstehung und Entwicklung des Lebens jedoch völlig unabhängig von einem Eingreifen Gottes.

Die Gender-Idee entspringt solch einem materialistischen Welt- und Menschenbild. Sie sieht den Menschen als ein Produkt der Evolution, die ihn mit Bewusstsein und der daraus entspringenden Freiheit ausgestattet hat. Um auf dem Weg der Evolution voranzuschreiten muss sich der Mensch als freies und vernunftbegabtes Wesen von allen Gegebenheiten, wie der Natur und damit unter anderem dem biologischen Geschlecht, befreien.

Emanzipation des Geistes vom materiellen Körper (Puppinck, S. 115ff, S. 164ff)

 

2. Neo-Marxismus

Das spezielle Eigentum (im Marxismus das Kapital) im Falle der Gendertheorie ist die Normalität (das Einfügen in die weiten gesellschaftlichen Normen, in das was akzeptiert ist, inklusive wie man sich kleidet, wie man sich als Frau oder Mann verhält, dass es zwei Geschlechter gibt, dass Frauen sich zu Männern hingezogen fühlen und umgekehrt, dass Frauen sich als Frauen identifizieren und Männer als Männer etc.). Diese Vorstellung wird in der neo-marxistischen Gendertheorie als Cis-Heteronormativität bezeichnet. Sie legt fest warum einige Menschen als „normal“ gelten und ungehindert an der Gesellschaft teilhaben können und andere nicht. Der Cis-Heteronormativität wird von den Neo-Marxisten daher die Queer-Theorie entgegengesetzt. Sie dient dazu jene, die bis dahin als „abnormal“ oder von der Norm abweichend diskriminiert wurden, was bei ihnen zu Trauma und Leid geführt hat, aus ihrer Unterdrückung zu befreien (gleich der Befreiung des Arbeiters im Sozialismus). Die Queer-Theorie postuliert, dass die bis dahin „Abnormalen“ die Produktionsmittel der „Normalität“ an sich reißen und Homosexualität und Transidentität zur Normalität machen und Heterosexualität und „Cis-Gender“ zum Abnormalen. Wenn das erreicht ist, wird die Gender-Gerechtigkeit (gender justice) einkehren. (James Lindsay, The New Discourses)

 

3. Konstruktivismus

Der philosophische Konstruktivismus lehnt die Idee und Existenz einer objektiv vorgegebenen, vorstrukturierten und der menschlichen Erkenntnis zugänglichen Wirklichkeit, wie etwa des biologischen Geschlechts, ab. Die Wirklichkeit und damit auch das Geschlecht sei vielmehr wesentlich eine Konstruktion von denkerischen- und Erkenntnisvorgängen.

 

4. Dualismus

Die Vorstellung von einem sozialen Geschlecht, das unabhängig von biologischen Gegebenheiten existiert, entspringt einer dualistischen Sicht auf den Menschen, wonach dieser nicht eine Einheit, sondern eine Zweiheit von Leib und Geist ist. Dabei wird der Körper als leer, eine tabula rasa, die man beliebig beschreiben kann, verstanden.